In meiner Arbeit erlebe ich regelmäßig Menschen, die sich selbst an die Wand fahren, obwohl sie eigentlich noch gar nicht losgefahren sind. Es sind großartige Menschen mit vielfältigen Talenten, herausragenden Ausbildungen und oft mit einem großen Herzen.
Wenn wir dann über ihr persönliches Anliegen sprechen, stellt sich rasch heraus: Der innere Kritiker hat das Ruder fest in der Hand. Er ist der Kapitän am Schiff: laut, schnell, kämpferisch, gnadenlos. Er übernimmt in bewährter Offiziersmanier die volle Kontrolle über ihren Kahn – also über ihn oder sie.
Doch woher kommt er? Woher kommt diese innere Stimme, die ich „Der innere Kritiker“ nenne, und die ich gern in Form eines Schiffskapitäns – manchmal auch Generalstabschef, Oberlehrerin oder Mutter Oberin – mit meinen Kundinnen und Kunden visualisiere?
Dieser Kritiker hat oft das Gesicht eines Teils der Familie (Mutter, Vater, Oma, Opa, Onkel, Tante etc.), einer pädagogischen Lehrkraft oder allgemein gesagt: einer frühen Bezugsperson. Manchmal ist der innere Kritiker sachlich und kann genau erklären, warum das, was man machen will oder was man machen sollte, so nicht funktionieren kann. Mitunter ist er aber auch spöttisch und abwertend. Aber eins ist er in jedem Fall: übergriffig.
Wie auch die meisten Menschen – unsere frühen Bezugspersonen – uns nicht bewusst schaden wollten (sie sind ja auch „nur“ Menschen mit ihren Prägungen, Mustern und Blockaden), will der innere Kritiker das eigentlich auch nicht. Er will uns beschützen und überlegener machen. Er will uns vor Gefahren bewahren und uns helfen, uns zu verbessern. Er will uns im Grunde nur stärken, damit wir in der Gesellschaft nicht als das schwächste Glied der Kette gelten.
Doch in vielen Fällen führt das ständige innere Kritisieren dazu, dass wir uns blockiert fühlen und in eine Art Vermeidungsmodus rutschen. Oder aber wir machen uns selbst ganz klein und stellen unser Licht unter den Scheffel. Dann nämlich kann uns auch nichts Böses geschehen, weil uns ja niemand sieht – unter diesem alles verdunkelnden Scheffel. Manchmal führt das Gequatsche des inneren Kritikers aber auch dazu, dass wir überkompensieren, also selbst zu Dauerkritikern werden – mit teils verheerenden Folgen für alle Beteiligten.
Da fällt mir ein Kunde ein, der erst kürzlich seine große Liebe gefunden hatte. Er kam zu mir und erzählte mir, dass er Angst habe, seine Liebe wieder zu verlieren. Er berichtete, dass er ständig Kritik an ihr und an der Beziehung ausübte. Dabei beschrieb er aber gleichzeitig die Frau an seiner Seite wie auch die Beziehung als perfekt. Gemeinsam schauten wir hinter die Fassade und was sich da zeigte, war wie ein Leben mit innerem Dauerbeschuss. Es war eine Art mentaler Kleinmach-Stream, der keine Pause kennt und auch kein Mitgefühl. Als wir dann eine Reise in seine Kindheit machten, zeigte sich rasch, wer da wirklich sprach – und wer ihn geprägt hatte. Das war für ihn der Klick-Moment und gemeinsam fanden wir dann einen Weg, wie er zukünftig mit seinem inneren Kritiker umgehen kann und ihn mehr und mehr zum Schweigen bringt.
Das ist der Knackpunkt: Man muss sich dessen bewusstwerden, woher etwas kommt – nur dann kann man wirklich etwas ändern.
Die Stimme „Der innere Kritiker“ ist nur eine von vielen, die in uns allen wirken, die wir aber nicht sind. Wir sind nicht die Stimmen in uns. Eigentlich sind das nur Echos aus der Vergangenheit, die viel zu oft noch bis in die Gegenwart wirken. Man kann diese Echos abstellen. Man kann im Hier und Jetzt ankommen und das Leben führen, das einem entspricht.
Was es dafür braucht? Es braucht eine Entscheidung. Es braucht deine Entscheidung. Tatsächlich ist es einfach, seinem Leben eine Wendung zu geben. Und doch fällt uns gerade das – nämlich eine Entscheidung für sich zu treffen – am schwersten.
Wenn dich dieser Artikel nachdenklich gemacht hat, dann beantworte dir selbst folgende Fragen so ehrlich wie möglich:
- Wer spricht da in dir?
- Welche Sätze in deinem Kopf gehören gar nicht dir?
- Wie lange willst du noch auf das Gelaber, die Kritik, die Kommandos in dir hören?
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Ich bin Alexandra Glander – psychologische Beraterin und kreative Prozessbegleiterin.
Mit meinem humorvollen, cartoonbasierten Beratungsprojekt „Der Jammerlappen“ helfe ich Menschen dabei, ihre inneren Saboteure zu entlarven und sich aus dem destruktiven Opfermodus zu befreien. Ich stehe für gelebtes Self-Commitment – und für radikal-ehrliche Selbsterkenntnis, die manchmal schmerzt, aber immer befreit.
Wenn du beim Lesen des Artikels an einen Punkt gekommen bist, der dich nachdenklich gemacht hat, und du das Gefühl hast, Unterstützung zu benötigen, dann kontaktier mich gern – ich biete neben meinen Selbstcoaching-Programmen natürlich auch individuelle, persönliche Beratung an.
Gern kannst du diesen Blog-Beitrag weiterleiten – an all die Menschen, an die du beim Lesen vielleicht gedacht hast.
Und falls du neugierig bist, was es mit meinem Jammerlappen-Projekt auf sich hat, dann findest du am ehesten die Antwort darauf, wenn du unverbindlich und kostenlos den Selbstcheck „Wie viel Jammerlappen steckt in dir?“ machst: https://www.alexandraglander.at/jammerlappen-check
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